Wollkrautblütenkäfer, Kabinettkäfer
Wenn Sie kleine, farbenfrohe Käfer in Ihrer Wohnung entdecken, könnte es sich um Wollkrautblütenkäfer handeln, auch Kabinettkäfer genannt. Der Käfer hat einen rundlich- ovalen Körper und wird bis zu 3 mm groß. Die Flügeldeckel sind hübsch mehrfarbig bunt.
Ein einzelnes Exemplar, das mal zufällig herein geflogenen ist, braucht Sie nicht zu stören. Aber wenn Sie sie immer wieder vorfinden, könnte ein Problem vorliegen. Der Wollkrautblütenkäfer ist nämlich ein häufiger Materialschädling, der Textilien und Lebensmittelvorräte befällt. Sie sollten dann doch genauer nachsehen, es könnte ein Befall vorliegen.
Wollkrautblütenkäfer sammeln sich gelegentlich in großer Zahl an der Innenseite von Wohnungsfenstern. Dabei werden sie auch schon mal für Marienkäfer gehalten. Sie haben sich dann vermutlich in den Räumen entwickelt. Jetzt folgen sie dem Licht und streben nach draußen.
Doch wie kann man den Wollkrautblütenkäfer bekämpfen, wenn er sich bei uns zu Hause eingenistet hat? Lesen Sie weiter, wie Sie die Schädlinge aus Ihrem Wohnbereich zu beseitigen können. Es gibt einige interessante Fakten über Wollkrautblütenkäfer.
Wollkrautblütenkäfer sind bei uns heimisch. In der Natur kann man ihn zeitweise an den Blüten der Königskerze (Wollkraut) sehen. Seine Larven hingegen beseitigen tierische Überreste und erfüllen im natürlichen Umfeld dadurch eine wichtige Aufgabe. Jedoch nicht nur in der Natur, sondern auch in Wohnungen, besonders im Altbau, darüber hinaus in Teppichlagern und nicht zuletzt in Museen haben sie sich breit gemacht. Hier finden sie nämlich in Lagern und Archiven häufig beste Bedingungen für sich vor. Ein Befall kann dann große Schäden an Wollstoffen, an Pelzen und ähnlichem anrichten. Und so manche naturkundliche Sammlung von präparierten Insekten oder "ausgestopften" Tieren fiel ihrem Appetit schon zum Opfer.
Der Vollständigkeit halber: Der wissenschaftliche Name des Wollkrautblütenkäfers lautet Anthrenus verbasci. Vielleicht finden Sie ihn aber auch unter der Bezeichnung Kabinettkäfer. Die deutschen, volkstümlichen Namen sind manchmal nicht ganz eindeutig und eventuell etwas verwirrend.
Der Wollkrautblütenkäfer ist ein enger Verwandter des Museumskäfers (Anthrenus museorum) und des Braunwurzelblütenkäfers (Anthrenus scrophulariae). Alle drei Arten kommen öfter vor und gehören zur Gattung der Teppichkäfer (Anthrenus) und zur Familie der Speckkäfer (Dermestidae).
Wollkrautblütenkäfer erkennen
Im Gegensatz zu Marienkäfern glänzt der Wollkrautblütenkäfer nicht. Die Farbigkeit des Käfers entsteht durch verschiedenfarbigen Schuppen, mit denen seine Körperoberfläche dicht besetzt ist, besonders auf den Flügeldeckeln. Die Farben sind schwarz und rotgelb- orange. Diese Schuppen finden sich sowohl auf dem Rücken als auch auf der Bauchseite. Der Halsschild trägt auf den hinteren Ecken und dem hinteren Rand dazu auch weiße Schuppen.
Weiße, wellenförmige Querlinien kennzeichnen die ansonsten dunklen Flügeldecken. Die winzigen Fühler, auch als Antennen bezeichnet, haben 11 Glieder. Dabei sind die letzten drei Glieder verdickt und ergeben eine klar erkennbare Fühlerkeule.
Mit seinen 6 Beinchen ist der Käfer gut zu Fuß. Dazu ist er aber auch ein guter Flieger.
Entwicklung des Wollkrautblütenkäfers: Ei, Larve, Käfer
Wollkrautblütenkäfer haben einen Entwicklungszyklus von einem Jahr. Die erwachsenen Käfer leben allerdings nur etwa 14 Tage. In dieser Zeit nehmen sie Blütenpollen auf, was man als Reifungsfraß bezeichnet. Denn die aufgenommenen Nährstoffe kommen der Eierproduktion zu gute. Im Gegensatz zu verwandten Arten sind die Kabinettkäfer jedoch nicht notwendig darauf angewiesen. Ihre Eier kommen auch ohne diese Extra- Nährstoffe zur Reife. Dieser Umstand kann eine Massenvermehrung in Gebäuden zur Folge haben. Die Tiere können sich vermehren, ohne das Gebäude verlassen zu müssen.
Die Weibchen wenden sich schließlich wieder vom Licht ab. Sie suchen von Ende Mai bis Anfang Juni Gebäude oder andere dunkle Bereiche auf. Dort legen sie 10 bis 20 Eier in Verstecke in Ritzen und Spalten von Vorräten oder Stoffen, die für die Larven eine gute Nahrungsgrundlage bieten. In natürlicher Umgebung sind dies oft Vogelnester oder trockene Tierkadaver. In Wohnungen sind sie anscheinend durchaus wählerisch und bevorzugen reine, neue Wollstoffe und besonders feine Waren wie die Wolle der Kaschmirziege. Natürlich nur, soweit diese keine sogenannte Wollsiegelimprägnierung mit langwirkenden Insektiziden aufweisen.
Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven. Diese halten sich versteckt in ihrem Nahrungssubstrat auf. Zur Ernährung benötigen sie tierische Körperbestandteile wie Haare und Fell von Säugetieren, Vogelfedern oder auch Insekten. Sie tragen lange Borsten und Borstenbüschel am ganzen Körper. Sogenannte Pfeilhaare mit Widerhaken befinden sich an ihrem hinteren Ende. Um sich vor Freßfeinden zu schützen, sind diese Haare mit toxischen Stoffen ausgestattet, die bei Menschen allergische Reaktionen hervorrufen können. Die Bewegungen der Larven wirken ruckartig und unregelmäßig. Auch scheinen die Larven einen Wandertrieb zu haben, so dass sie ohne weiteres mehrere Räume eine Hauses durchqueren können. Dabei fressen sie immer wieder kleinere Löcher in Textilstücke.
Schadwirkung des Wollkrautblütenkäfers
Die Nahrung von Wollkrautblütenkäferlarven besteht unter anderem aus Federn und Haaren. Vor allem das Protein Keratin muss darin enthalten sein. Daher zählen ausgestopfte Tiere und Vogelbälge ebenso wie Wollwaren zur Nahrungsquelle. Auch Pelze oder Polstermöbel werden häufig befallen. Die Larven setzen sich nicht an einer Stelle fest, an der sie dann verbleiben, sondern wandern weiter und können an immer wieder neuen Stellen Fraßspuren hinterlassen.
Die Fraßspuren der Larven dieser Art sind von denen der Pelzkäferlarven ("Attagenus") deutlich zu unterscheiden. Anders als die Pelzkäfer fressen sie nämlich vor allem an den Haarspitzen von Pelzen und Fellen. Jedoch sind auch andere tierische Vorräte nicht vor ihnen sicher. Lebensmittel wie Schinken oder Wurst werden genau so befallen. Anders bei pflanzliche Lebensmitteln und Vorräten: Diese können zwar ebenfalls vom Wollkrautblütenkäfer befallen werden. Jedoch ist dies in der Regel darauf zurückzuführen, dass die Larven andere Insekten fressen, die sie hier finden.
Fraßschäden der Larven vom Wollkrautblütenkäfer finden sich besonders an
- tierischen Produkten, die Chitin oder Kreatin enthalten
- zum Beispiel präparierten Tieren
- Teppichen
- Kleidung
- Tiernahrung
- Federn, Fellen und Pelzen
Zusammenfassung
Der Wollkrautblütenkäfer gilt in Mitteleuropa als einer der am häufigsten vorkommenden Textilschädlinge. Seine Larve kann Keratin verdauen und frisst Federn, Felle und tote Insekten. Auf diese Weise kann sie große Materialschäden verursachen. Der Käfer ist bei uns heimisch und spielt eine Rolle im ökologischen Gleichgewicht. Eine Bekämpfung in Lagern und Wohnbereichen ist notwendig, wenn er überhand nimmt.